Und was macht man so als Vertrauensmann/frau?
Dazu hier mal eine kurze Beschreibung, was so im Laufe einer Amtszeit auf ein Mitglied des Vertrauenskörpers zukommt.
In der ersten (konstituierenden) Sitzung des Vertrauenskörpers kommt es erstmal zur Wahl des Vorstandes (Vertrauenskörpervorstand kurz VKV). Der besteht aus einer/einem Vorsitzenden, dem / der stellvertretenden Vorsitzenden, Schriftführer/-in, Bildungsobmann/-frau und einem Kassierer/-in. Außerdem werden noch die Revisoren gewählt, die nicht Mitglieder des Vorstandes sein dürfen und den Kassierer/-in bzw. die Kasse regelmäßig überprüfen (Kassierer haften mit Ihrem Privatvermögen!). Der Kassierer und die Vorstandschaft werden dann in einer Versammlung entlastet.
Danach folgen einige Sitzungen, wo die neuen Vertrauensleute über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt und geschult werden. Man kommt mit Betriebsräten (die ja auch Vertrauensleute sind) ins Gespräch, diskutiert und lernt sich auf diese Weise kennen. Kurz: Man knüpft Beziehungen!
Das Jahr nach der Wahl ist in der Regel das Kongressjahr. In diesen Kongressen werden die Führungsgremien der IG BCE in den Bezirken, dem Bundesland und dem Bund gewählt und die Politik der Gewerkschaft für die nächsten vier Jahre festgelegt. Dazu werden vom Vertrauenskörper Delegierte gewählt und zunächst auf die Bezirksdelegiertenkonferenz entsandt. Ideen und Beklägnisse können als Anträge formuliert und über die Delegierten auf dem Kongress eingebracht werden. Dort wird dann abgestimmt, ob er umgesetzt oder an die Landesdelegiertenkonferenz bzw. an den Bundeskongress weitergereicht wird.
Alle Jahre wieder folgt dann die nächste Tarifrunde. Der Vorschlag des Hauptvorstandes über die Forderungen der Gewerkschaft für die Verhandlungen wird den Vertrauensleuten vorgestellt. Die einzelnen Punkte werden dann diskutiert und aufgrund der Lage und Stimmung im Betrieb geändert und ergänzt. Abhängig vom Organisationsgrad der Belegschaft und der Größe des Betriebes können vom Vertrauenskörper auch Mitglieder in die Tarifkommission entsandt werden.
Die nächsten Betriebsratswahlen wollen auch vorbereitet sein. Die Vertrauensleute suchen nach Kandidaten und stellen die Liste der Kandidaten auf. Falls noch weitere Listen für die Betriebsratswahl eingereicht werden, kommt es zu einer Listenwahl. D.h. Die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb können nur eine Liste als Ganzes wählen. Abhängig von der Anzahl der Stimmen, die eine Liste bekommt, kommen die Kandidaten in der Reihenfolge auf der Liste in den Betriebsrat. Die Listenplätze müssen daher von den Vertrauensleuten in einer Abstimmung festgelegt werden. Da die vorderen Listenplätze naturgemäß diejenigen sind, die am wahrscheinlichsten in den Betriebsrat kommen, sind diese natürlich auch am begehrtesten.
In der Vorbereitung der Betriebsratswahlen benötigen die Kandidatinnen und Kandidaten der IG BCE natürlich auch Unterstützung. Informations- und Werbemittel wollen Verteilt, Aktionen organisiert werden. Bei der Wahl selbst werden selbstverständlich auch Wahlvorstand und Wahlhelfer gesucht – auch da wird gerne auf die Vertrauensleute zurückgegriffen.
Wenn die Wahl vorüber ist, wird es dann ja wohl etwas ruhiger, oder? Naja, das kommt darauf an.
Infomaterial verteilen und mit den Kollegen sprechen, ihre Meinungen und Sorgen kennen und ihnen bei Fragen und/oder Problemen weiterhelfen – z.B. indem man sie mit Informationsmaterial versorgt und sie an entsprechende Ansprechpartner im Betriebsrat oder dem Bezirk weiterleitet. Zu den Grundkenntnissen in Sozial-, Renten- und Arbeitsrecht kommen also auch noch die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen hinzu. Wenn man dann noch will, kann man sich für Seminare anmelden oder sich in den verschiedenen Gremien der IG BCE einbringen. Da kommt nicht wirklich Langeweile auf.
Aber mal ganz ehrlich: Einem Kollegen oder einer Kollegin weiter zu helfen, bei Tarifverhandlungen was zu sagen zu haben, die Richtung und Politik einer Gewerkschaft wie der IG BCE beeinflussen zu können und überhaupt ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Politik, Gewerkschaft, Arbeitgeber und Belegschaft zu bekommen – das hat schon was!